Wetterextreme erfordern neues Wassermanagement

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
zu oft wird es Lokalpolitikern als Vernachlässigung ihrer Aufgaben ausgelegt, wenn sie sich mit überörtlich relevanten Themen beschäftigen. Es wird ihnen vorgeworfen, sich in Politikfelder einzumischen, die sie nichts angehen. Jedoch wirkt sich die „große Politik“ oft genug auf das Zusammenleben vor Ort aus. Wer das frühzeitig erkennt, kann sich vorbereiten. Solch einen Fall haben wir jetzt wieder einmal:
In den Doppeltrockenjahren 2019 / 2020 hat es in unserer Region keine Engpässe bei der Wasserversorgung gegeben, in einigen Regionen in Deutschland und Europa war das anders. Niemand zweifelte damals daran, dass die Strategie der Talsperrenbetreiber richtig ist, im regenreichen Winterhalbjahr so viel Wasser wie nur möglich in den Talsperren zu speichern.
In diesem Sommer war das jedoch anders. Der langanhaltende Starkregen im Juli hat in unserer Gemeinde nicht zu großen Schäden geführt. Insbesondere in den Regionen an Ahr und Wupper waren die Hochwasserschäden jedoch immens. Dort fragten sich die Geschädigten, warum denn aus den randvollen Talsperren Wasser in die Wupper abgelassen wurde, was die Hochwasserwelle noch verstärkte. Hätte der Wasserstand der Seen nicht vorher abgesenkt werden müssen, um einen Teil des Regenwassers zwischenstapeln zu können?
Wer davon ausgeht, dass Wetterextreme zunehmend auftreten, muss die Hochwasservorsorge in das Wassermanagement aufnehmen. Es müssen daher Kapazitäten zur Wasserspeicherung vorgehalten werden. Bei nur z. T. gefüllten Speichern, die dann Starkregen auffangen könnten, reicht in trockenen Sommern der Wasservorrat zur Versorgung nicht aus. Also ist es nötig, zusätzliche Wasserspeicher zu bauen. Es gibt in NRW nur wenige Gemeinden, wo ein Talsperren-Neubau in relativ kurzer Zeit zu realisieren wäre. In unserer Gemeinde ist das Naafbachtal per Trinkwasserschutzverordnung seit mehreren Jahrzehnten vor anderer Nutzung geschützt. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass in unserer Gemeinde eine der ersten neuen Talsperren geplant würde.
Darauf sollten wir uns vorbereiten und nicht die teuren Fehler unserer politischen Vorfahren im Gemeinderat bei Genehmigung und Bau der Wahnbachtalsperre wiederholen. Bei einer rechtzeitigen Einigung mit dem Wahnbachtalsperrenverband (WTV) hätte der den wesentlichen Teil der Anlagen zur Wasserentsorgung bezahlt. Wir in Neunkirchen-Seelscheid hätten nicht seit Jahrzehnten die NRW-weit höchsten Abwassergebühren.
Wir Freien Demokraten halten es notwendig, sich sehr bald mit diesem Thema zu beschäftigen. Die Bürgerschaft sollte sich darüber einig werden, unter welchen Voraussetzungen unsere Gemeinde auch mit einer zweiten Talsperre lebens- und liebenswert bleibt.
Wir wünschen Ihnen ein angenehmes Wochenende und eine baldige Immunisierung, bleiben Sie gesund!